banner image
PRESSEINFORMATION

Weniger weibliche Führungskräfte im deutschen Mittelstand

Internationale Studie: Engagement für Gendervielfalt in Führungspositionen rückläufig

  • Industrielle Schwellenländer sind Vorreiter
  • Asiatische Industrienationen stark männerdominiert
  • Rückläufiges Engagement für Gendervielfalt in Führungspositionen

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen im deutschen Mittelstand sinkt. Das ist das Ergebnis der im zweiten Halbjahr 2019 durchgeführten und nun veröffentlichten internationalen Studie „Women in Business“. Diese ermittelt jährlich den Anteil weiblicher Führungskräfte bei Mittelständlern der wichtigsten Industrienationen weltweit und untersucht ebenso deren Anstrengungen für mehr Gleichberechtigung. Initiator der repräsentativen Umfrage ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton.

Lag der Frauenanteil 2018 noch bei 36 Prozent, so ist er in 2019 auf 30 Prozent gesunken. Weltweit beträgt der Frauenanteil unverändert 29 Prozent (2018: 29 Prozent), in der Europäischen Union liegt er gleichauf mit Deutschland bei 30 Prozent (2018: 28 Prozent). Nachdem die Studienergebnisse von 2017 (23 Prozent) auf 2018 (36 Prozent) noch ein starkes Wachstum verzeichneten, ist der Frauenanteil in der Führungsebene deutscher Mittelständler in diesem Jahr wieder rückläufig.

An diesem Trend ändert sich nichts, wenn auch mit 78 Prozent die Anzahl der deutschen Mittelständler, die mindestens eine Frau in ihrem Vorstand oder in ihrer Geschäftsführung beschäftigen, im Vergleich zum Vorjahr (74 Prozent) leicht gestiegen ist. Hier liegt Deutschland bemerkenswert hinter dem Durchschnitt der in der Europäischen Union befragten Unternehmen mit 84 Prozent (2018: 84 Prozent) und noch deutlicher hinter dem globalen Ergebnis mit konstanten 87 Prozent (2018: 87 Prozent) zurück.

Vielfältige Zuständigkeitsbereiche

20 Prozent der befragten deutschen Unternehmen beschäftigen Frauen in der Position der Vorstandsvorsitzenden. Bei der gleichen Anzahl der Unternehmen sind Frauen als Finanzvorstandtätig. 19 Prozent bestätigen, dass Frauen bei ihnen als Betriebsleiterin arbeiten. Und am häufigsten, mit 25 Prozent, finden sich Frauen bei den deutschen Mittelständlern in der Position der Personalchefin wieder.

Industrielle Schwellenländer sind Vorreiter

Interessant ist die Entwicklung in den industriellen Schwellenländern: In Südafrika haben 97 Prozent (2018: 90 Prozent) der befragten Unternehmen mindestens eine Frau in einer Führungsposition beschäftigt. Der Gesamtanteil weiblicher Führungskräfte in diesen Unternehmen beträgt sogar 40 Prozent. Damit hat sich ihr Wert im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt (2018: 24 Prozent).

Auf den Philippinen beschäftigen 93 Prozent (2018: 95 Prozent) der Studienteilnehmer mindestens eine Frau auf Führungsebene – deren Gesamtzahl liegt bei 43 Prozent (2018: 37 Prozent). Dieses Niveau hält der Inselstaat mit leichten Schwankungen schon seit mehr als zehn Jahren.

Auch 91 Prozent (2018: 98 Prozent) der Unternehmen in Indonesien haben Frauen in Vorstand oder Geschäftsführung. Das zeigt sich auch an deren Gesamtanteil von 37 Prozent (2018: 32 Prozent).

Ebenso kann Mexiko dieses Niveau – trotz starker kultureller Männerdominanz – mit 37 Prozent Gesamtanteil (2018: 26 Prozent) halten. Und das verteilt auf 85 Prozent (2018: 81 Prozent) aller befragten Unternehmen, die mindestens eine weibliche Führungskraft angestellt haben.

Asiatische Industrienationen stark männerdominiert

Negativbeispiele sind hingegen die asiatischen Industrienationen: In Japan beträgt der Gesamtanteil an Frauen in Führungspositionen nur 12 Prozent (2018: 15 Prozent) und in Südkorea 17 Prozent. In Südkorea hat sich die Anzahl an Frauen in Führungspositionen seit vergangenem Jahr fast halbiert (2018: 30 Prozent). Und auch China spielt mit 31 Prozent (2018: 28 Prozent) nur im Mittelfeld bei den Frauenanteilen mit.

„Auch wenn wir international eine Entwicklung hin zu mehr Gleichberechtigung bei der Besetzung von Führungspositionen in mittelständischen Unternehmen erkennen, schreitet dieser Prozess besonders in Deutschland viel zu langsam und nicht flächendeckend voran. Der Schalter scheint in den Köpfen vieler Unternehmensverantwortlicher noch nicht umgelegt“, sagt Prof. Dr. Heike Wieland-Blöse, Vorstand People & Culture bei Warth & Klein Grant Thornton.

Rückläufiges Engagement für Gendervielfalt in Führungspositionen

Die erhobenen Daten der diesjährigen Umfrage bestätigen, dass 33 Prozent (2018: 37 Prozent), also fast ein Drittel der deutschen mittelständischen Unternehmen nichts für mehr Geschlechter-Vielfalt auf ihrer Führungsebene leisten. Andere hingegen erkennen die Chancen der proaktiven Frauenförderung für ihr gesamtes Unternehmen: So ermöglichen 24 Prozent (2018: 20 Prozent) der befragten deutschen Mittelständler ihren Mitarbeitern flexibles Arbeiten. Weitere 15 Prozent (2018: 18 Prozent) geben an, sich für eine inklusive Unternehmenskultur einzusetzen.

„Gleichberechtigung fordert auch mehr Offenheit für neue Formen des Arbeitens. Denn noch oft sind es Frauen, die Familie und starre Strukturen im Beruf vereinen und dadurch in ihrer Karriere zurückstecken müssen. Ein Entgegenkommen des Arbeitgebers erleichtert ihnen die berufliche wie auch private Selbstverwirklichung“, betont Prof. Dr. Wieland-Blöse. „Davon profitieren dann genauso männliche Arbeitnehmer, die sich nach mehr Zeit für ihre Familie und Kinder sehnen.“

Hinweis zur Lesart

Die Jahreszahlen beziehen sich jeweils auf den Erhebungszeitraum des „Women in Business Reports“.

Im Text finden sich zwei Werte zur Beschäftigung von Frauen auf Führungsebene mittelständischer Unternehmen:

  1. Anteil der befragten Unternehmen, die mindestens eine weibliche Führungskraft beschäftigen.
  2. Anteil von weiblichen Führungskräften im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Führungskräfte in den befragten Unternehmen.

Über Warth & Klein Grant Thornton

Warth & Klein Grant Thornton gehört zu den zehn größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland. Die Gesellschaft berät weltweit im Netzwerk von Grant Thornton mit über 56.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an mehr als 700 Standorten in rund 140 Ländern.

In Deutschland betreuen über 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an zehn Standorten neben börsennotierten Unternehmen den großen Mittelstand. Traditionelle Arbeitsschwerpunkte der Gruppe sind Audit & Assurance, Tax, Legal, Private Finance, Corporate Finance & Advisory Services sowie Business Process Solutions.

Über den Women in Business Report und den IBR

Der „Women in Business Report” ist Teil des „IBR-International Business Reports“ von Grant Thornton. Dieser befragt regelmäßig weltweit mehr als 10.000 mittelständische Unternehmen aus allen Branchen und Industriezweigen zu wirtschaftlichen Entwicklungen und Trends im Mittelstand.

Die Daten für die aktuelle Veröffentlichung basieren auf Interviews mit rund 4.800 Vorstandsvorsitzenden, Geschäftsführern oder anderen Führungskräften aus 32 Volkswirtschaften.

Ihr Ansprechpartner für Rückfragen

Karl-Heinz Heuser
Telefon: + 49 221 397 503-50
Email: kh.heuser@heuser-kommunikation.de
für Warth & Klein Grant Thornton

Artikeltext kopieren